Es ist vollbracht.
Mein erstes großes Ziel habe ich heute erreicht: Bornholm!
Bevor ich diese längere Reise plante, hatte ich immer schon vor, einmal nach Bornholm zu segeln. Warum weiß ich auch nicht genau. Vielleicht weil der Name so schön klingt oder weil ich als Baby mal hier war und mich nicht mehr dran erinnern kann oder weil die Insel so schön mitten drin liegt in der Ostsee oder einfach, weil es eine tolle Inseln sein soll. Egal, jedenfalls bin ich nun hier und glücklich, es geschafft zu haben. So richtige Segler, Weltumsegler oder ähnliche, die mögen nur müde lächeln ob dieser Fahrt. Aber ich bin doch ein wenig stolz auf mich.
Nun der Reihe nach: heute morgen also klingelte der Wecker früh, aber so richtig früh: um halb drei. Es war ja nicht besonders viel Wind angesagt, daher musste ich viel Zeit einplanen. Unter Motor wollte ich nicht unbedingt fahren und im Hellen wollte ich ankommen. Puh, da war die Nacht wirklich kurz. Der Hafen schlief noch völlig, nicht mal Fischer waren unterwegs. Ich kam gut raus und muss sagen, die Tonnen sieht man nachts besser als am Tage. Es war sternenklar und der (fast?) Vollmond schien. Toll! Nicht so toll war, das kein Wind wehte und ich die ersten 5 Meilen motoren musste. Das wurde aber sehr entschädigt durch einen fantastischen Sonnenaufgang direkt vor mir. Es ist wirklich beeindruckend, wenn sich dieser rote Sonnenball so aus dem Meer emporhebt. Ich saß da und staunte.
Dann kam ein wenig Wind und ich beschloss, wieder den Gennaker zu setzen mit dem Groß. Ich kam so ganz gut voran. Nachher drehte der Wind und kam genau von achtern. Hm, was tun?Gennaker runter und Spinnaker rauf. Rauf ging gut, aber mit dem Spinnaker bin ich insgesamt noch nicht ganz so freund. Auch scheint mein Pinnenpilot eine Macke zu haben, denn er setzt öfter einfach mal aus. Das passiert natürlich nur, wenn man vorne auf Deck das bunte Tuch bändigen will. Naja, also Spinnaker runter misslingt und er landet zu einem drittel im See. Schuld ist natürlich nur der Pinnenpilot… Macht aber nichts, ich bin allein auf weiter Flur, hat keiner gesehen.
Ich fahre dann weiter nur mit der Fock und dem Groß, da der Wind weiter aufgefrischt hat. Ich komme gut voran. Gegen Mittag habe ich aber irgendwie ein kleines Tief. Ich mache mich auf der Cockpitbank lang und ertappe mich dabei, wie ich ab und zu für Sekunden (oder Minuten) wegnicke. Ist aber auch nicht schlimm, um mich herum ist nämlich nichts. Gar nichts. Kein Segler, kein Motorboot, kein Tanker, kein Fischer, keine Fähre, keine Marine, einfach nichts. Nur der Horizont ringsherum. Wenn man sich dann einmal im Kreis dreht und schaut, kann einem schon komisch werden. So vergehen die Stunden und ich finde es wirklich bemerkenswert, dass ich wirklich absolut keine anderen Boote sehe.
Als ich (laut Plotter) nur noch ca. 7 Meilen bis Bornholm vor mir habe, schläft der Wind fast völlig ein. Ich dümpel mit 2,3 Knoten dahin. Ich werde unruhig, will endlich die Insel sehen, will endlich ankommen. Mittlerweile bin ich auch schon fast 12 Stunden unterwegs. Ich schmeiße den Motor an und nehme die Segel runter. Jetzt wird bis zum Hafen motort, beschließe ich. Bloß, wo ist dieser Hafen? Wo ist nur diese blöde Insel? Müsste ich sie nicht schon längst sehen? Ich komme näher, noch 6 Meilen, noch 5 Meilen bis zum Ziel. Ich seh immer noch nichts, nur dieser dämliche Horizont vor mir, den ich jetzt schon seit Stunden kenne. Ich finde es irgendwie merkwürdig und fange an zu zweifeln. Könnte es sein, dass ich mich vernavigiert habe? Vielleicht fahr ich an der Insel vorbei? Was fürn Mist. Ich denke scharf nach und sage mir, das kann nicht sein. Der Kurs stimmt und auch der Plotter hat keine Macke und funktioniert tadellos. Laut Plotter sind es noch 3,5 Meilen und direkt vor mir ist diese rot-weiße Fahrwassertonne. Ich sehe sie nicht, obwohl ich sie gleich rammen müsste…
Doch, da taucht sie plötzlich auf und ganz verschwommen in der Ferne kann ich jetzt auch die Umrisse von Land erahnen. Puh, jetzt ist es nicht mehr weit. Als ich zur Hafeneinfahrt abbiege, schaue ich zurück. Jetzt erst sehe ich, aus was für einer Suppe ich da gerade gekommen bin. Man oh man, hätte mir einer heute morgen gesagt, dass da so endet. Ich wäre nicht hineingefahren…

Fazit: 55 Seemeilen (45 unter Segel, 10 unter Motor)
Gesamt: 211,9 sm


Kommentare

Rønne auf Bornholm — 4 Kommentare

  1. Bornholm, schon oft habe ich diesen Namen gehört, dagewesene bin ich noch nie…… spannend dein Bericht und ich habe voll Respekt vor deiner Leistung:))) Toll Tanja, wie du eine so weite Segelstrecke alleine meisters :))) ich wünsche dir eine schöne Zeit auf Bornholm und bin gespannt,, wie es weitergeht

  2. Herzlichen Glückwunsch. Wir haben uns erst im 5.Jahr getraut. Wir hatten eine Schüppe zuviel Wind und dazu noch Regen. Sei bitte vorsichtig mit den großen Pötten. Man unterschätzt deren Geschwindigkeit. Ich hatte mal eine Schrecksekunde. Ich schau, mehr zufällig nach achtern über die Schulter und seh plötzlich ein Hochhaus neben mir. Ich habe ihn offensichtlich zum Aufstoppen gezwungen. Ich frage mich noch heute, warum die sich nicht bemerkbar gemacht haben. Was wäre, wenn die mein kleines Boot einfach übersehen hätten? Das ist in jedem Fall die größte Gefahr für Einhandsegler. Wenn kein AIS verfügbar ist, solltest du permanent auf Kanal 16 lauschen. Handbreit. PS: Hast du meine Email-Adresse? Dann schreib mal