Über Norrtälje und Blidö nach Nässlingen…
Ein herzliches Halloooo vom extrem starkwinddurchgeschaukelten Boot auf Nässlingen.
Nässlingen ist eine kleine Insel im Stockholmer Schärengarten, zu der ich mich gestern flüchten konnte. Dass es viel Wind gibt in den nächsten 1-3 Tagen war vorgestern ja schon angesagt, aber dass es wieder so viel wird…nunja. Eigentlich wollte ich einen sehr geschützen Hafen auf der Nordseite von Ingmarsö anlaufen, aber dort durfte man leider nicht festmachen:“ Es ist alles privat“, hieß es dort. Na toll! Also musste unterwegs etwas Neues gefunden werden. Ich bin extra früh los, denn ab mittags sollten die Böen kommen. Eigentlich wollte ich ja ankern, aber das habe ich mich nicht getraut bei der Vorhersage. Auf der Südseite von Ingmarsö gab es noch einen kleinen Hafen, der aber nach Süden offen ist, also keine Alternative, also weitersuchen. Gefunden habe ich dann einen kleinen Hafen auf der ebenso kleinen Insel Nässlingen, zum Glück waren es nur 2 sm dorthin. Puh.
Die Böen waren nämlich schon recht stark mit bis zu 30 kn und auch zwischen den Schären stand schon ordentlich Welle. Der Wind natürlich von gegenan oder hoch; an Segeln war für mich in der Enge nicht zu denken; der Motor schob mich mit Ach und Krach teilweise nur mit 3kn voran.
Mist war das.
Sonst war das Wetter aber ganz schön. Die Sonne schien immer mal wieder und die Aussicht war grandios. Die Schären hier kurz vor Stockholm sind wirklich wunderwunderschön. Ich hoffe, ich kann in den nächsten Tagen noch etwas hier hindurchsegeln…
Heute wird ein Starkwind-Pausentag eingelegt.
Die Nacht war sehr unruhig. Die Böen gingen hoch bis 40 kn. Das Boot schaukelte stark und riss ganz ordentlich an den Leinen. Ich bin dann mehrmals aufgestanden, um die Leinen und den Heckanker zu kontrollieren.
Soweit, sogut.
Aber apropos Anker:
Irgendwie sind diese kleinen Helferlein nicht meine Freunde oder wollen es nicht sein, scheinen sich am Grund wohler zu fühlen als an meinem Boot. Warum? Ja, warum eigentlich? Ich kann es auch nicht verstehen. Aber in der Gillviken-Bucht habe ich den sage und schreibe zweiten Anker auf dieser Reise verloren. Diesmal war es nicht der Heck- sondern der Buganker. Und das kam so:
Morgens beim Ankeraufholen hatte ich erst keine Probleme, die Bleileine ließ sich leicht reinholen. Dann kam die Kette kurzstag und ich zog heftig daran. Keinen Zentimeter wollte sie weiter an Bord. Ich belegte dann erstmal die Leine wieder und fing an, den mit hochgeholten Modder von Deck zu spülen. In der Zwischenzeit wird sich der Anker wohl ein wenig losgeruckelt haben, dachte ich. Aber nix da. Ich versuchte also noch kräftiger zu ziehen, war schon drauf und dran, nach hinten zu gehen und den Anker mit Motorunterstützung auszufahren. Doch siehe da, auf einmal ging es…..ging ganz leicht…zu leicht wie mir schien….und ja, ich hatte Recht. Ich holte die Kette ein, Meter für Meter und am Ende war gar kein Anker mehr! Nur der offene Schäkel hing an der Kette!
Der Anker war futsch. Lag auf 5 Meter Wassertiefe und ward nicht mehr gesehen. Unglaublich! Und ärgerlich! Ich war richtig sauer und auch die 12 sm nach Nortällje konnten mich trotz der schönen Landschaft nicht richtig aufheitern, denn es konnte zu allem Überfluss wieder nicht gesegelt werden.
Angekommen in Norrtälje wurde dann langsam wieder alles gut: Ich konnte recht schnell einen Ersatzanker ergattern. (Vielen Dank an Markus und Bernadette von der JoVili, die mir gleich anboten, zum Marineladen zu fahren und nach einem passenden Anker für mich zu schauen, als ich von meinem Missgeschick erzählte. Denn die Zeit war knapp. Es war Samstag Mittag, der Laden schloss bald und ich musste doch auch noch meine Freundin vom Bus abholen. Ich war erleichtert und nahm dankend an.)
Wir unternahmen dann später einen Stadtbummel, saßen gemütlich bei Kaffe und Kuchen beisammen und sind abends noch auf das Blues-Festival gegangen. Ende gut, alles gut.
Und ich muss sagen, Norrtälje ist wirklich ein sehr hübsches Stadtchen mit kleinen Gässchen und schönen Häusern und netten Cafes am hindurchfließenden Flüsschen.
Von Norrtälje aus ging es dann über Blidö weiter Richtung Stockholm und eben nach Nässlingen, wo ich gerade bin. Eigentlich müsste ich schreiben: Wo „wir“ gerade sind. Zu zweit an Bord ist es auch ganz schön und man muss nicht jeden Handgriff selber machen …. 😉
Hier ein paar Eindrücke von unterwegs:
Übrigens:
Dem Henry gefällt die Aussicht in die Schären auch supergut:…
Fazit: 50 Seemeilen (0 unter Segel, 50 unter Motor)
Gesamt: 1871 sm
Hallo Tanja & Henry,
prima Tour die Ihr macht! Bin auf Fuenen mit einer Sagitta 22 und meinem Hund als Deckhand. Hier pustet es auch gut heute.
Bei DMI sieht die Vorhersage für die Scheren nicht so nett aus…aber vielleicht ueberwiegt ja bald wieder die Sonne….toi toi!
Lutz
Sieht wirklich entspannt aus der Henry…da hat er sich wohl ein windstilles Plätzchen ausgesucht, mh? Hier pustet es auch ganz schön…dabei sind wir nur an einem mittelkleinen See mitten in Smaland…möchte gar nicht wissen wie es da so nachts auf so einem Boot ist 🙂
glg
Also, WinnyundCo, der Henry kommt mir schon wieder so vor, als würde er eine aufziehende Wolke durchstudieren. Der Henry. Und so, wie das Schilf sich da neigt, hat er wohl guten Grund dazu. Aber das weiß nur Henry. Vermutlich sind es nur abendlich feine Schwedenwinde und ich überbewerte seinen forschenden Blick. ;))
Hattest du den Schäkel mit nem Band oder Kabelbinder gesichert? Ist ja echt großes Pech!
Hallo Lucky,
nee, hatte ich natürlich nicht, …den Schäkel gesichert. Blöderweise. Der Schäkel hing noch an der Kette, aber der war schon so derart in die Jahre gekommen, dass nur noch eine Gewindeumdrehung vorhanden war. Der Rest ausgeschliffen…
Ich habe dann erstmal alle Schäkel an Bord kontrolliert.
Zum Glück konnte ich ja schnell Ersatz bekommen für den verlorenen Anker.
Viele Grüße,
Tanja