Endlich gibt es wieder etwas von mir zu lesen.
Ich bin in Vaasa angekommen. Dem wohl nördlichsten Punkt meiner Reise. Von hier an geht es südwärts Richtung Heimat. Aber noch nicht will ich mich zu viel mit der Heimkehr beschäftigen, denn ich hoffe, ich habe noch viele schöne Segeltage vor mir in den nächsten Wochen.
Die letzten Tage waren geprägt von langen Schlägen und sehr sehr viel Fahrt unter Motor. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich das mag….
Nun ja, das gehört bei so einer Reise mit den vielen Meilen wohl dazu. Das Wetter und den Wind kann man sich leider nicht aussuchen und so muss man es nehmen, wie es kommt. Insgesamt habe ich bis hierher aber sonst sehr sehr viel Glück mit dem Wetter gehabt.
Die zurückgelegten 143 sm begannen mit einem Segeltag praktisch ohne Motorfahrt. Ich bin von der Leuchtturminsel Kylmäpihlaja nach Seliskeri geseglt. Entlang der einsamen finnischen Küste führte der Weg weitesgehend raus aus den Schären ins offenes Gewässer und wieder rein zwischen einige vorgelagerte Inseln. Insgesamt ist die Küste hier nördlich von Turku viel offener und es gibt nur noch wenig ausgeprägtes Schärengebiet. Seliskeri war nun wirklich eine winzige Insel, an dem sich ein ebenso winziger Anlegesteg befand, an dem gerade mal vier Boote Platz fanden. Die Anfahrt war wiedermal abenteuerlich durch die vielen Steine hindurch. Was mir hier auffällt ist, dass viel mehr einzelne Steine und Felsbrocken herumliegen als bisher. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

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Und interessant ist auch, dass man, wenn man keine Steine oder kleinste Inseln sieht, sich trotzdem ans Fahrwasser halten sollte. Um sich herum sieht man zwar nur offenes Wasser und man könnte meinen, dass man da durchfahren kann, wie man lustig ist, aber das sollte man vermeiden, unter Wasser liegen die dann unsichtbar herum, diese tückischen Steine.
Zum Glück sind die Finnen da vorbildlich und stellen überall Seezeichen zur Orientierung auf:

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Das ist schon Wahnsinn, wenn man diesen ganzen Auffwand bedenkt. Der wird ja nur für die Kleinstschiffahrt bzw. für die Sportschiffahrt betrieben. Großschiffahrt gibt es hier so gut wie nicht. Wenn man mal ein Boot sieht, dann sind es meist kleine Fischerboote oder Finnen in kleinen Motorbooten, die zum Einkaufen oder sonstwohin fahren. Auch andere Segler sind hier sehr selten. Mir kamen mehr ausländische Boote (insgesamt 6: ein Däne, ein Holländer, 4 Deutsche) entgegen als finnische.

Die Insel Seliskeri war klein und sehr wild mit dichtem, fast urwaldmäßigem Wald bedeckt. Sehr einsam und friedlich war es. Schön.

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Ein kleiner Pfad führte zur anderen Inselseite, wo die Sonne schien und es eine schöne mit Steinen übersähte Bucht vorfand. Die Sonne tauchte die stille Natur in ein bezauberndes Licht:

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Der nächste Tag brachte mich nach Kaskinen. Anfangs konnte ich wunderbar segeln, doch dann drehte der Wind auf Süd, also genau von hinten kommend und wurde immer schwächer. Der Motor musste mitlaufen, um die 41 sm zeitlich einigermaßen zu schaffen. Zu langsam kam ich vorwärts, nur mit den Segeln oben. Ich überlegte, ob ich den Spinnaker setzen sollte, aber eine unangenehme Welle schaukelte uns ziemlich durch. Ich hatte Bedenken, ob der Spinnaker ruhig stehen würde und zudem war mir irgendwie die Energie für aufwendige Segelmanöver abhanden gekommen. So schaukelte ich also Kaskinen entgegen und war erleichert, als ich den Ansteuerungsturm vor der Nase hatte. Kurz nachdem ich angelegt hatte, kam noch Regen dazu. Kein angenehmer Tag und schnell verkroch ich mich mnüde in die Koje.
Unterwegs hatte ich aber Gelegenheit, ein paar „Himmelmeerbilder“ zu machen:
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Vorgestern wollte ich dann wieder einen recht langen Schlag von 42 sm machen zu einer Ankerbucht auf dem Weg nach Vaasa. Daraus wurde aber nichts. Der Nebel kam dazischen.
Als ich aufstand, war der Wind zurückgekommen und ich freute mich schon auf die Segel. Aber direkt als ich ablegen wollte, verschwand die Tonne ca. 80 m vor der Hafeneinfahrt in dickstem Nebel, der unheimlich schnell heraufgezogen war. Ebenso schnell war er wieder verschwunden, um dann einige Minuten später wieder da zu sein. Verrückt. So ging es die nächsten 2-3 Stunden so weiter und ich saß unten in der Kajüte in voller Segelmontur in Lauerstellung, um den richtigen Zeitpunkt zum Ablegen abzupassen. Dann endlich klarte es für längere Zeit auf und es ging los.
Hinaus durch den Fjord an der Kleinstadt vorbei. Kurz nachdem ich jedoch die Einbuchtung verlassen hatte, zog der Nebel wieder auf. Es war wie verhext. Markus und Bernadette, die mit mir abgelegt hatten, funkten herüber. Sie hatten auf der Karte einen kleine Fischersteg entdeckt und wir entschlossen uns kurzerhand, dort festzumachen. Es war eine weise Entscheidung. Denn der Nebel blieb den Rest des Tages und Regen kam zusätzlich hinzu. Trotzdem wurde es noch ein schöner Tag. Bei den Fischern kauften wir gaaaaanz frischen Fisch, machten ein kleines Lagerfeuer und konnten den leckeren Fisch an einem überdachten Grillplatz genießen. Es wurde ein lustiger Abend.
An solchen Tagen ist es schön, wenn man abends nicht mutterseelenallein am Steg hockt. Ein Glückfall, dass ich Markus und Bernadette aus Dresden getroffen habe. Nach den langen Tagen auf See ist es schön, wenn man abends in bekannte Gesichter blicken und sich austauschen kann.

So,… für den nächsten Tag war wieder sehr sehr wenig Wind angesagt. Blöd, blöd, blöd.
Für den Trip nach Vaasa nicht ideal, galt es doch, 54 Seemeilen zurückzulegen.
Also wieder den Motor mitlaufen lassen. Um sechs in der früh vor dem Ablegen zog ich vorsichtshalber die große Genua hoch. Die sollte mich doch wenigstens etwas unterstützen beim achterlichen Wind. Aber Pustekuchen. Mehrmals gingen die Segel während des Tages rauf und wieder herunter. Irgendwann ließ ich es und der Autopilot steuerte. Ich streckte mich auf der Cockpitbank aus, stellte vorsichthalber die Eieruhr und döste vor mich hin. Die Sonne brannte. Um mich herum all das verlockende Wasser, in dem man ein abkühlendes Bad nehmen konnte….
Als wir in einer riesigen Bucht mit nur 7-9 Metern Wassertiefe und keinen Steinen herumschipperten, hielt ich es nicht mehr aus. Ich funkte Markus an und sagte ihm, dass ich jetzt rechts rausfahre und baden gehe; mir reicht’s. Die beiden hielten das für eine geniale Idee und taten es mir gleich. Ich schmiss also den Heckanker heraus und 2 Minuten später war ich im Wasser verschwunden. Herrlich! Absolut erfrischend. Die Pause tat gut.
Danach war sogar etwas Wind aufgekommen und die letzen Seemeilen konnte gesegelt werden.
Erschöpft aber glücklich traf ich abends in Vaasa ein. Auch hier wurde extra wieder die deutsche Flagge gehisst….

Fazit: 143 Seemeilen (67 unter Segel, 76 unter Motor)
Gesamt: 1355 sm


Kommentare

Über Seliskeri und Keskinen und Öskatan nach Vaasa — 4 Kommentare

  1. Herrliche Wolkengebilde! Herrliche Notizen! Herrliche Zeit! – Die Heimkehr kommt schneller als man schauen kann, also schön auskosten! :))

  2. Ja,endlich gibts wieder was zu lesen…:-) schöne Bilder und herrliche Natur! Genieß die Zeit!

  3. Liebe Tanja,
    ich habe mich in den letzten Tagen durch deinen Blog gelesen und bin von deinem Schreibstil und deinen Erlebnissen wirklich sehr angetan. ich war selbst vor 2 bzw. 4 Jahren da oben in der Ecke, wobei mein nördlichster Wendepunkt Turku war. Von dort ging es dann wieder über Stockholm etc. zurück. natüarlich konnte ich nicht alle Orte abfahren – insofern ist dein Blog für mich auch ein schöner Mix zwischen bekanntem und neuem. Aus dieser Erfahrung kann ich dir auch sagen, dass du dich nicht allzu sehr über die Motorstunden ärgern solltest. In den Schären kommt man halt leider ohne nicht immer weiter und: Wenn man Ziele hat, dann muss man eben auch mehr motoren als einem lieb ist. So ist das eben. Wenn man in der DäSüSee bleibt, dann hat mann dieses Problem eben nicht so sehr.

    Wo soll deine Reise noch hingehen? Wieder zurück Richtung Schweden, Götakanal-Kanal, Gotland..??

    ich habe mir übrigens an einem Hafentag heute auch „echte“ Crocs gekauft. ich hatte von dieser Marke schon zwei „normale“ Schuhe und bin von der Rutschfestigkeit absolut begeistert. Bin mal gespannt, wie sich die (was ist das eigentlich? Sandalen?) neuen bewähren. Für mich war das Argument das leichte rein und raus kommen. Da wir auch öfter im Hafen sind und uns die gegend ausführlich angucken und bei Regen unter Deck bleiben und „die Beine hochlegen“ ist ein bisschen Pragmatismus angesagt :). Wie bist du mit deinen zufrieden? Diese Antwort steht nämlich noch aus…

    ich freue mich schon auf weitere Beiträge von dir!

    Lieben Gruß
    Luke

    SY Eisbeere

    • Hallo Luke,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich immer sehr über alle Kommentare.
      Also, .. diese pinken Sandalenklotschendinger haben sich bestens bewährt bisher. Man kann sie überall anziehen. Sehr praktisch sind sie, wenn man mal schnell von Bord muss und dann nur reinschlüpfen muss. Aber auch sonst auf dem Weg zur Dusche, in die Saune, auf dem Steg, .. ja, sogar beim Schwimmen bei den Steinen habe ich sie schon angehabt.
      Ich muss dazu sagen, dass ich aber auch keine anderen Schuhe dabei hatte, außer Stiefel, die man mal eben schnell anziehen kann. Flipflops hatte ich sonst im Sommer mal an,aber die sind mit Socken doof ..;)
      Und: sie sind absolut rutschfest.
      Es ist wirklich interessant.. wenn man mal darauf achtet…unwahrscheinlich viele Segler und Motorbootfahrer haben diese Dinger an. Ist mir vorher nicht aufgefallen… 🙂

      LG Tanja